Für die Design-Biennale INTERIEUR in Kortrijk kuratierte Petra Schmidt 2010 den deutschen Beitrag für die Ausstellung Neighbours.


Aus dem Ausstellungstext

Deutsche verehren Autos, Druckmaschinen, Medizintechnik und Züge,— und darum werden all diese Dinge auch in unserem Land produziert. Bei der Entwicklung neuer und präziser Technologien fühlen wir uns zuhause. Gestalterisch ist das nicht immer aufregend. Häufig erinnern Ausstellungen über deutsches Design an eine biedere Leistungsschau. Uninspiriert und langweilig.

Trotzdem gibt es eine große Zahl deutscher Gestalter, die nach neuen Produktionsverfahren und Materialien suchen, um funktional oder ästhetisch neue Wege zu gehen. Vielmehr erscheint mir das Interesse an innovativen Technologien als verbindendes Element zwischen den unterschiedlichen Designpositionen, — egal, ob es sich nun um das sogenannte künstlerische Autoren- oder anonymes Werksdesign handelt. Ganz bewusst zeichnete ich bei meiner Ausstellung anlässlich der Biennale in Kortrijk 2010 ein sehr heterogenes Bild der deutschen Technikliebe, zu der neben Fahrradschlössern von Abus und Türklinken von FSB eben auch die wunderbare Tyvek-Tasche Papier von Saskia Diez oder das Polyurethankleid des Gestalter-Künstler-Duos Carsten Nicolai und Costas Murkudis gehörte.

Außerdem erläuterte die Show auch die technischen Hintergründe zu Produkten, wie etwa dem Bürostuhl Setu, den das Berliner Studio 7,5 für die amerikanische Firma Herman Miller entwickelte. Hier erfanden die deutschen Gestalter eine vollkommen neue Mechanik für die Rückenlehne, die nicht nur in ihrer Form an eine Wirbelsäule erinnert, sondern sich wie ein Rückgrat krümmt. Aber es sind eben nicht nur die typischen Industrieprodukte, die auf innovative Technologien setzen. Auf der Suche nach einer Ästhetik der Technologie ist etwa der Berliner Hermann August Weizenegger, der sich mit seiner neuen Marke HAW auf visionäre Einzelstücke spezialisiert hat. Für den limitierten Stuhl Erosio verwendete er lasergeschnittene Pappe, die er schichtweise übereinander legte, und damit eine lebendige Oberfläche ähnlich Sedimentgestein erzielte.

Mit der Ausstellung Me & Technology begab ich mich im Auftrag der Biennale in Kortrijk auf die Suche nach dem persönlichen Interesse der jeweiligen Gestalter an avancierter Fertigungstechnologie, elektronischen Komponenten und neuen Materialien. Persönliche Statements und hinführende Texten machten deutlich, warum Deutsche Maschinen und Materialien lieben.

Petra Schmidt